Interview mit Dimitrios Moulas

Interview mit Dimitrios Mouras,
politisch aktiver ehemaliger Gastronom des „Bandonions“

Wir waren damals die netten „Exoten“

 

Kennenlernen von Dimitrios Moulas im Rahmen meiner Recherchen in Bremen. Dimitrios „Dimi“ kam als 19jähriger von der griechischen Insel Ikaria im Jahr 1976 nach Deutschland, um in Bremen Volkswirtschaft zu studieren. Er lernte rasch die deutsche Sprache („Ich arbeitete nebenher in der Gastronomie und lernte somit sehr schnell“) und absolvierte sein Studium erfolgreich. Außerdem gründete Dimi einen griechischen Verein in Bremen. „Ich musste mich hier verorten, da ich auch vor dem Militärdienst in Griechenland floh. So konnte ich aus diesem Grund über fünf Jahre nicht nach Griechenland einreisen.“ In den späten 70er Jahren des 20. Jahrhunderts engagierte sich Dimi in einigen Studentengruppen an der Bremer Universität und war politisch aktiv. „Das war damals irgendwie selbstverständlich, außerdem kam ich aus einer linken Familie“. Mit den gastronomischen Kenntnissen aus seiner Studentenzeit eröffnete er 1980 das Lokal „Bandonion“, eine renommiertes Szenelokal, welches er bis 2011 sehr erfolgreich führte. Nun bereitet er sich langsam auf seinen Ruhestand vor., ist aber immer sozial aktiv – so unterstützt er beispielsweise griechische Landsleuten bei Amtsgängen und springt auch als Übersetzer ein.

Ist Deutschland Deine „Heimat“, Dein Ort, wo Du Dich zugehörig fühlst?

Deutschland ist meine 2. Heimat – die 1. ist Griechenland!“ „Wenn ich länger in Griechenland bin, freue ich mich auf Deutschland und wenn ich in Deutschland bin, freue ich mich auf Griechenland“. Hier ist mein zweites Zuhause, mein erstes ist und bleibt Griechenland. Ich werde in wenigen Jahren wieder auf meine Insel Ikaria zurückkehren – aber Deutschland nie ganz den Rücken kehren. Meine Kinder leben auch dort. Zwei Kulturen zu kennen hat große Vorteile: ich habe zwei Zuhause!“

Wie verlief Deine Integration? Wie siehst Du die heutigen Migrationsprozesse?

Meine Integration verlief gut. Ich fiel ja auch nicht auf, ich sah aus wie ein Deutscher. Wir „Gastarbeiter“ und das waren ja alle: Italiener, Spanier, Portugiesen, Griechen, Jugoslawen – und mehr – wurden ja anfangs willkommen geheißen und unsere Arbeitskraft benötigt. Die Deutschen haben damals unsere Länder entdeckt – es war ein Paradies für alle. Wir waren in den 70er, 80ern und auch noch in den 90ern die netten „Exoten“. Heute ist es anders – es ist eine schwierige Zeit für die Menschen, die nach Deutschland einwandern. Die Flüchtlinge sind nicht mehr in den Augen der Einwanderungsgesellschaft – so wie wir – nett und exotisch. Sie kommen aus Kriegsgebieten und müssen fliehen. Aber wo kommen denn die Waffen für diese schrecklichen Kriege her? Die Konsequenz muss heißen, dass sich die Strukturen dort vor Ort für die Menschen zum Positiven verändern und dass der Krieg aufhört!

Eigene erfolgte Integration und Zugehörigkeit?

jein“: „Ich habe ja mehr als zwei Kulturen griechisch-insulanisch und deutsch“, also zwei Herzen in einer Brust.

Skala der Integration 1(gering) – 10 (gelungen): 

„8“, weil ich nach wie vor griechische Wurzeln habe und meine griechische Lebensart auch behalten möchte. Außerdem fehlt mir in Deutschland die Wärme in den Menschen“.