Annette Majewski, Pfarrerin für Stadtkirchenarbeit, Wiesbaden:
„Die „Gastarbeiterinnen“ haben unser Land mitgeprägt“
Treffen mit Annette Majewski in Wiesbaden in Ihrem Räumen der „Schwalbe6“. Ein Treffpunkt mitten in der Wiesbadener Innenstadt, ein Raum der Ruhe und der Besinnung. Hier trafen wir uns, um uns auszutauschen, da ich von der Frauenbeauftragten der Stadt Wiesbaden, Saskia Veit-Prang erfuhr, dass die Pfarrerin eine viel beachtete Ausstellung über die Wiesbadener „Gastarbeiterinnen“ und deren Geschichte(n) umsetzte. Die engagierte Pfarrerin berichtete von ihrem Migrations-Projekt „Heimat in der Fremde“ – Gastarbeiterinnen und ihre Geschichte“, das sie im Jahr 2003 erfolgreich realisierte. Unterstützt wurde sie unter anderem von einer Multi-ethnischen Arbeitsgruppe von Frauen aus über 10 Herkunftsländern.
Auftakt für die Ausstellung zum Thema Migration war 2002 eine Wiesbadener Veranstaltungsreihe der „Migrantinnen in Deutschland – Wie alles angefangen hat“ – mit Förderung durch das Kulturamt Wiesbaden, dem Hessischen Sozialministerium und der Veranstalterin der evangelischen Pfarrerin für Frauenarbeit.
Die Notwendigkeit, sich intensiver mit dem Thema der Migration und dem „Arbeiten und Leben in der Fremde“ zu befassen, wurde erkannt, da nach dem Migrationsreport Hessen aus dem Jahr 2002 das Sprachvermögen, der Bildungsstand und damit auch die beruflichen Perspektiven von Kindern auch aus der 3. Generation von Migrantenfamilien sich verschlechtert hatten. Unter der Koordination der damaligen Frauenpfarrerin, Annette Majewski, gründete sich eine Vorbereitungsgruppe von Frauen mit Migrationshintergrund, die Interviewteams bildeten und Arbeitsmigrantinnen unter anderem aus der Türkei, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Marokko sowie deren Familien, Tüchter und auch Frauengruppen nach einem halb-standardisierten Fragebogen zum Thema Einwanderung befragten. Interessant war, so Majewski, dass die befragten Frauen, aber auch die Frauen aus der Interviewgruppe, aufgrund der Befragungen, eine Reflexion auf ihren Integrationsprozess, eine Rückschau, „Bilanzierung“ und einen „Perspektivwechsel“ erlebten – auf beiden Seiten.
2003 konnte dann die viel beachtete Ausstellung Heimat in der Fremde unter anderem auch im Wiesbadener Rathaus vor einem breiten Publikum präsentiert werden. Die biografischen Interviews konnte man dann in der sehr lesenswerten Begleitpublikation der Ausstellung „Heimat in der Fremde“ nachlesen.
Das Thema „Heimat in der Fremde“ ist immer noch aktuell“ vielleicht aktueller denn je:
„Wir möchten mit unserer Dokumentation zeigen, welche große Bereicherung für ein Land in der Einwanderung liegen kann, wenn sie mit genügend Aufmerksamkeit begleitet wird. (…) Gleichzeitig können wir erfahren, wie die „Gastarbeiterinnen“ unser Land mitgeprägt haben (…). Wir hoffen, dass wir mit unserer Dokumentation zum lebendigen Austausch anregen und der Schatz unserer kulturellen Vielfalt sichtbar wird“.
„Heimat in der Fremde“(2003). Gastarbeiterinnen und ihre Geschichte in Wiesbaden, Ausstellungspublikation, S. 11. Evangelische Pfarrerin für Frauenarbeit (Hg.), Wiesbaden.